Christine Loercher, Simone Morlock und Andreas Schenk
Passform, Tragekomfort und modisches Aussehen von Berufsbekleidung und persönlicher Schutzausrüstung (PSA) gewinnen an Bedeutung. Neben Schutz- und Funktionseigenschaften verlangt die Arbeits- und Schutzbekleidung eine perfekte Passform für optimale Bewegungsfreiheit. Der Spagat zwischen Bewegungsfreiheit, Funktionalität und modischer Passform verschiedener Zielgruppen stellt Hersteller von Berufsbekleidung vor neue, komplexe Herausforderungen. Anthropometrische Daten werden für das Design von Bekleidung, PSA, Arbeitsplätzen und Mensch-Maschine-Schnittstellen verwendet. Daher werden zwei verschiedene Messsysteme verwendet: Größentabellen und ergonomische Normen. Größentabellen bilden die Grundlage für die Bekleidungsindustrie, können jedoch die funktionalen Anforderungen an Berufsbekleidung und PSA nicht abdecken. Die Körpermaße bei Bewegungsübungen (Stehen, Sitzen, Knien usw.) weichen erheblich von den Maßen der Größentabellen ab, die in normaler Stehposition gemessen werden. Die bewegungsbedingte Variabilität der Körpermaße wird teilweise in ergonomischen Normen berücksichtigt. Die ergonomischen Normen beschreiben verschiedene Bewegungsarten, z. B. den Armbereich, ohne Größenreferenzen, nur Perzentilentyp. Eine Messnorm, die sowohl Größenreferenzen als auch funktionsorientierte Bewegungen des Körpers bei der Arbeit berücksichtigt, ist derzeit nicht verfügbar.
Im Projekt „Funktionale Dimension“ werden die bewegungsbedingten Variabilitäten von Körpermaßen untersucht und in ein neues Größensystem überführt. Folgende Arbeitsschritte sind im vorgestellten Projekt zu finden: Analyse und Klassifizierung arbeitsbedingter Körperhaltungen (Stehen, Sitzen, etc.), Körperhaltungserfassung mittels 3D-Scanner-Technologie, Ermittlung von Veränderungen der bewegungsbedingten Körperform und Analyse der Extrema, statistische Auswertung ergonomischer Maße, Entwicklung ergonomischer und bewegungsbezogener Größensysteme.
Ziel des Projektes ist es, die bewegungsbedingten Veränderungen des Körpers grundlegend neu zu bewerten, die jeweiligen Ausprägungen zu identifizieren und daraus neu definierte Funktionsmaße abzuleiten. Das neue bewegungsorientierte Größensystem ermöglicht zukünftig eine passgenaue und ergonomisch orientierte Gestaltung funktionsorientierter, komfortabler und modischer Berufsbekleidung und PSA. Die Herausforderung besteht in der systematischen Herleitung neuer Funktionsmaße sowie deren Umsetzung in optimierte Bekleidungsprodukte sowie der reproduzierbaren Erfassung des ROM (Range of Motion).