Teresa Sadras, Richard J. D'Andrea und Deborah L. White
Die Wnt/β-Catenin-Signalisierung spielt eine unverzichtbare Rolle bei der Embryonalentwicklung und der Homöostase bei Erwachsenen. Durch verschiedene, teilweise definierte Mechanismen kommt es bei Krebserkrankungen häufig zu einer abnormalen Aktivierung von β-Catenin. Eine wichtige Funktion von Wnt/β-Catenin bei soliden Tumoren, insbesondere bei Dickdarmkrebs, ist gut charakterisiert. Zunehmende Hinweise deuten darauf hin, dass dieser Signalweg auch bei hämatologischen Malignomen dereguliert ist. Bei akuter myeloischer Leukämie werden bei einem großen Teil der Patienten erhöhte β-Catenin-Werte beobachtet, was mit erhöhter Blastenklonogenität und schlechter Prognose korreliert. Ebenso wird bei chronischer myeloischer Leukämie (CML) eine Wnt/β-Catenin-Aktivierung bei fortgeschrittener Erkrankung beobachtet, und die Hemmung von β-Catenin in vivo verstärkt die Wirkung von Tyrosinkinase-Inhibitoren in Mausmodellen von CML. Studien legen nahe, dass β-Catenin für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtszustands adulter hämatopoetischer Stammzellen möglicherweise entbehrlich ist. Allerdings zeichnet sich eine entscheidende Funktion dieses Signalwegs bei der Regulierung spezialisierter leukämischer Stammzellen (LSC) ab. Hier überprüfen wir die derzeit verstandenen Mechanismen und Rollen von β-Catenin bei hämatologischen Malignomen und beschreiben die Belege für den Beitrag der β-Catenin-Aktivierung zur Vermittlung der Selbsterneuerung und der Arzneimittelresistenz von LSC. Angesichts der Bedeutung von LSC für Krankheitsrückfälle diskutieren wir außerdem aktuelle Ansätze und Einschränkungen der gezielten Behandlung der Wnt/β-Catenin-Achse in der Klinik.