Lic. Gustavo Cusi Cari
Der Begriff Humanisierung ist ein schwieriges Konzept, da er subjektive und komplexe Merkmale aufweist und trotz seines positiven qualitativen Tons aufgrund kultureller Unterschiede und individueller Werte unterschiedliche Bedeutungen annehmen kann. Was für eine Person eine humanisierte Pflege ist, muss es für eine andere nicht sein. Im Gesundheitswesen dreht sich dieser Diskurs um die Verteidigung der Menschenrechte und der Ethik.
In Brasilien änderte sich der Zugang der Bevölkerung zur Gesundheitsversorgung nach der Verabschiedung der Bundesverfassung im Jahr 1988. In Kapitel II heißt es, dass Gesundheit ein soziales Recht ist. Außerdem ist die Regelung des Einheitlichen Gesundheitssystems (SUS) durch Gesetz 8080 vom September 1990 vorgesehen. In Titel I heißt es: „Gesundheit ist ein grundlegendes Menschenrecht, und der Staat muss die notwendigen Voraussetzungen für dessen uneingeschränkte Wahrnehmung schaffen“ (3). Es gibt keinen einheitlichen Kodex oder Rechtssatz für Patienten, aber es gibt mehrere Gesetze und Verordnungen, die die Nutzer fördern und schützen, auch nach Krankheitsgruppen, Ethnien und Altersgruppen.
1995 veröffentlichte der Bundesstaat São Paulo ein Handbuch zu Patientenrechten, das vom staatlichen Gesundheitsministerium und dem Pathologieforum erstellt wurde. Die in diesem Handbuch enthaltenen Richtlinien dienten als Inspiration für das Landesgesetz Nr. 10.241 vom März 1999, das die Rechte der Nutzer von Diensten und Gesundheitsmaßnahmen im Bundesstaat São Paulo regelt. Trotz der Bedeutung der Humanisierung haben Untersuchungen gezeigt, dass der technologische Fortschritt im Gesundheitswesen in Bezug auf die Zufriedenheit der Nutzer mit öffentlichen Gesundheitsdiensten nicht mit einer humanisierten Versorgung einherging.
Für die versorgte Bevölkerung war die Entmenschlichung der Gesundheitsversorgung auf Probleme zurückzuführen wie: lange Warteschlangen; mangelnde Sensibilität des Gesundheitspersonals im Umgang mit dem Leiden der Menschen; respektlose Behandlung; Isolierung der Patienten von ihren Familien und sozialen Netzwerken während der Behandlungen und Krankenhausaufenthalte; autoritäre Verwaltung und Verschlechterung der Umgebung und der Arbeitsbeziehungen. Diese Probleme waren nicht nur Ausdruck ethischer und individueller Mängel, sondern auch der Art und Weise, wie die Gesundheitsdienste in Brasilien organisiert sind. Aus diesem Grund suchte das Gesundheitsministerium gemeinsam mit der Gesellschaft nach Wegen, um Beschwerden von Nutzern zu identifizieren, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern und zu humanisieren (6). So wurde 2003 die Nationale Politik zur Humanisierung der Pflege und Verwaltung des einheitlichen Gesundheitssystems (PNH/Humaniza SUS) ins Leben gerufen. Es handelte sich um ein Programm zur Änderung der Pflege- und Verwaltungsmodelle und wurde
als öffentliche Gesundheitspolitik umgesetzt, wobei Humanisierung als „Wertschätzung der verschiedenen am Gesundheitsproduktionsprozess beteiligten Subjekte: Nutzer, Mitarbeiter und Manager“ (7) verstanden wurde, um die Nutzer besser zu unterstützen und den Mitarbeitern bessere Bedingungen zu bieten.
Angesichts der Vielfalt der Definitionen des Begriffs „Humanisierung“, seiner Bedeutung für die Berufspraxis und der Erkenntnis, dass es Faktoren gibt, die seine Umsetzung behindern, zielte die vorliegende Studie darauf ab, die Bedeutung der Humanisierung für Pflegekräfte und Ärzte in einem Krankenhaus zu untersuchen. Ziel war es, herauszufinden, wie Pflegekräfte und Ärzte die Humanisierung der Pflege in der Berufspraxis wahrnehmen, und Faktoren zu identifizieren, die die Humanisierung der Pflege behindern oder erleichtern.
VERFAHREN
Es handelte sich um eine explorative, aufschlussreiche und subjektive Untersuchung, die in einem allgemeinen, privaten Krankenhaus durchgeführt wurde, das einer katholischen religiösen Leitung untersteht. Die Einrichtung verfügt über 284 Betten und versorgt Einzelpatienten und Krankenversicherte. An der Untersuchung nahmen 19 Experten aus verschiedenen Krankenhausabteilungen teil, die mindestens sechs Monate lang in der Einrichtung gearbeitet hatten. Die Daten wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 2011 erhoben.
Zur Datenerhebung wurde ein zweiteiliges Instrument entwickelt. Ein Teil umfasste die Beschreibung der Teilnehmer, der andere Teil verwendete die folgenden Kontrollfragen: „Was bedeutet für Sie der Begriff Krankenhausverbesserung?“ und „Welche Faktoren behindern oder fördern die Anpassung der Pflege in dieser Einrichtung?“ Ein Vortest wurde mit dem Instrument durchgeführt und die für ein besseres Verständnis der Teilnehmer erforderlichen Änderungen vorgenommen. Die im Vortest gewonnenen Informationen wurden in der Umfrage nicht verwendet.
ERGEBNISSE
An der Studie nahmen 19 Berufstätige teil: 9 Krankenschwestern und 10 Ärzte. Davon waren 12 weiblich und 7 männlich. Die Dauer der Berufserfahrung in der Einrichtung lag zwischen 2 und 17 Jahren und die befragten Personen arbeiteten überwiegend tagsüber. Was den Arbeitsort betrifft, arbeiteten 4 Teilnehmer in der Notaufnahme für Erwachsene, 1 in der Notaufnahme für Kinder, 5 auf der Intensivstation für Erwachsene, 1 auf der Entbindungsstation, 2 in der klinischen Chirurgie, 2 in der Onkologie, 1 in der klinischen Medizin, 1 auf der Intensivstation für Neugeborene und 2 auf der Intensivstation für Kinder.
Nach der Analyse ergaben sich folgende Kategorien: „Bedeutung des Begriffs Krankenhaushumanisierung“, „Fördernde Faktoren für die Humanisierung der Pflege“ und „Überlastung als Faktor, der die Humanisierung der Pflege behindert“.
Bedeutung des Begriffs Krankenhaushumanisierung
In dieser Kategorie brachten die Teilnehmer Respekt, Fürsorge und Empathie mit der Bedeutung der Humanisierung von Krankenhäusern in Verbindung. Um Humanisierung zu definieren, verwendeten die Teilnehmer das Wort Respekt und drückten es als Respekt für die Bräuche, Wünsche, Überzeugungen und Werte der Patienten aus. Sie sagten, dass Patienten bei der Aufnahme ihre Gewohnheiten mit den Pflegeroutinen in Einklang bringen müssen; dies erfordert, dass Pflegeteams daran arbeiten, Anpassungen vorzunehmen, die sich in Respekt für Menschen umsetzen lassen. Es wurde deutlich, dass Krankenhausroutinen wichtig sind, damit Teams ihre Arbeit problemlos erledigen können, aber um Patienten eine würdevolle und respektvolle Krankenhauspflege zu bieten, müssen Krankenhausfachkräfte versuchen, diese Routinen an die Bedürfnisse von Patienten und Pflegepersonal anzupassen. Die Probanden glauben, dass sie den Patienten durch Respekt das Gefühl geben, in einer Umgebung, die nicht ihre eigene ist, würdevoll behandelt zu werden. Daher sollte neben der technischen Pflege ein differenzierter Service bereitgestellt werden, der die Besonderheiten jeder Person berücksichtigt.
Um die Bedeutung von Humanisierung auszudrücken, erwähnten die Teilnehmer auch die Bedeutung der Fürsorge und erklärten, dass dazu gehört, die Patienten mit Wärme zu empfangen und den Kontext kennenzulernen, in den sie sich einfügen, und sich nicht nur um die körperlichen Aspekte und ihre Krankheit zu kümmern. Sie bekräftigten, dass es notwendig ist, den Ängsten und Befürchtungen der Patienten Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, und dass dieser Ansatz von Fachleuten mit Gesten der Zärtlichkeit, des Schutzes und der Fürsorge für die Patienten die Humanisierung der Pflege darstellt. Es wurde gezeigt, dass Humanisierung auch mit der Verbesserung der Umgebungsbedingungen zusammenhängt, die warm und tröstlich sein sollten, um das Leiden durch Krankheit und Krankenhausaufenthalt zu minimieren, wenn man bedenkt, dass die Patienten von zu Hause weg sind und oft keinen Kontakt zu ihren Familien haben.
Die Fachleute hoben Maßnahmen hervor, die einige der Regeln des Krankenhausumfelds flexibler gestalten, wie etwa die Erlaubnis von Besuchen außerhalb der festgelegten Besuchszeiten und die Anwesenheit einer Begleitperson auf Intensivstationen. Die Anwesenheit der Angehörigen wird als wichtiger Faktor bei der Betreuung von Patienten während des Krankenhausaufenthalts genannt.
Was Empathie betrifft, sagten die Befragten, dass sie den Patienten besser helfen können, wenn sie sich in ihre Lage versetzen. Für einige Fachleute ist Humanisierung Empathie für die Person. Das bedeutet, den Patienten so zu behandeln, als wäre er ein Familienmitglied oder ein geliebter Mensch, und ihn so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
Die Pflege, die auf den disziplinären Grundlagen der Pflege basiert, hat als Kern die Bereitstellung einer humanisierten, zeitnahen und qualitativ hochwertigen Pflege, was eines der Hauptmerkmale von Pflegefachkräften ist. Dies, zusammen mit der aktuellen Betonung vieler Krankenpflegeschulen, in denen die ganzheitliche Pflege der Menschen betont wird, ohne den emotionalen und kulturellen Aspekt der ursprünglichen Bevölkerung der Provinz Jujuy zu berücksichtigen, führt dazu, dass die Patienten eine nicht humanisierte Behandlung durch Pflegefachkräfte wahrnehmen.
Im Krankenhausumfeld werden schutzbedürftige Patienten beobachtet, deren Alltagsleben unterbrochen wurde und die aus ihrem kulturellen Umfeld herausgerissen wurden, um sich einem Krankheits- und Gesundheitsprozess zu stellen. Hier kommt den professionellen Pflegekräften und der Bereitstellung menschlicher Pflege und mitfühlender Behandlung eine große Bedeutung zu, die es sowohl den Patienten als auch ihren Angehörigen ermöglicht, sich in diesem Prozess begleitet zu fühlen.
Was die Nützlichkeit des PCHE-Instruments betrifft, so bietet es eine großartige Gelegenheit, die Wahrnehmung der Patienten hinsichtlich der von den Pflegefachkräften durchgeführten Maßnahmen kennenzulernen und die verschiedenen Bereiche der Rolle zu bewerten. In der Stadt Humahuaca (Jujuy) ist diese Bewertung aus der Sicht des Patienten selten, dennoch erfordert das Instrument gewisse sprachliche Anpassungen, wie z. B. die Darstellung als positive Bestätigung.
54. Weltkongress für Pflege und Gesundheitsfürsorge, 13.–14. Mai 2020 .
Zitat aus der Zusammenfassung :
Lic. Gustavo Cusi Cari, Wahrnehmung humanisierter Pflege im Krankenhausbereich, Jahre 2014 – 2015, Weltpflegekongress 2020, 54. Weltkongress für Krankenpflege und Gesundheitsversorgung, 13.-14. Mai 2020