Janet Perkins, Cecilia Capello, Collette Vilgrain, Linh Groth, Héloise Billoir und Carlo Santarelli
Hintergrund: Haiti weist einen der weltweit schlechtesten Indikatoren für die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen auf, und die Inanspruchnahme qualifizierter Pflege für Mütter und Neugeborene ist nach wie vor erschreckend gering. 2013 haben Enfants du Monde (EdM) und Ärzte der Welt Schweiz ein Projekt ins Leben gerufen, das Frauen und Gemeinden dabei helfen soll, die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen zu verbessern und die Nachfrage nach qualifizierter Pflege zu steigern. 2013 wurde eine partizipatorische Gemeindebewertung (PCA) durchgeführt, gefolgt von einer Querschnitts-Basisstudie im Jahr 2014, um die Situation besser zu verstehen und die Grundlage für die Umsetzung von Interventionen zu legen.
Methoden: Für die Studie wurde ein Querschnittsdesign mit einem gemischten Methodenansatz gewählt. Der quantitative Teil bestand aus einer randomisierten Befragung von 320 Frauen, die im Vorjahr im Interventionsgebiet entbunden hatten. Zu den qualitativen Methoden gehörten Fokusgruppendiskussionen mit Frauen (n=8) und männlichen Partnern (n=2) sowie halbstrukturierte Interviews (n=10) mit Gesundheitspersonal.
Ergebnisse: Die Basisstudie ergab eine Reihe von Faktoren, die zur geringen Nutzung von MNH-Diensten in Haiti beitragen, wobei die Nutzung in ländlichen Gebieten geringer ist als in städtischen Gebieten. Während die Nutzung der vorgeburtlichen Versorgung (ANC) relativ hoch bleibt (83 % der Frauen erhalten ANC 1), gebären nur 34 % der Frauen in Anwesenheit einer ausgebildeten Geburtshelferin. Das Bewusstsein für die Gesundheitsbedürfnisse von Müttern bleibt gering, da nur wenige Befragte drei Warnzeichen während der Schwangerschaft (63 %), der Geburt (41 %) und nach der Geburt (39 %) nennen konnten. FGDs mit Männern zeigten ebenfalls geringe Kenntnisse. Geografische und finanzielle Barrieren bleiben wichtige Hindernisse. Darüber hinaus äußern Frauen eine geringe Zufriedenheit mit Gesundheitsdiensten und Interaktionen mit Anbietern.
Diskussion: Diese Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine Reihe von Faktoren eine Rolle spielen und die Entscheidung der Frauen beeinflussen, sich behandeln zu lassen, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen und dort ausgebildete MNH-Versorgung zu erhalten. Während geografische und finanzielle Barrieren weiterhin eine wichtige Rolle spielen, sind auch andere Hindernisse von entscheidender Bedeutung, darunter der soziale Status der Frauen, die Bevorzugung von Matronen – traditionellen Geburtshelferinnen (TBA), die in Haiti weit verbreitet sind – und die schlechte Wahrnehmung der Qualität der Pflege und Behandlung durch medizinisches Fachpersonal.
Schlussfolgerung: Diese Studien haben eine Reihe von Faktoren aufgedeckt, die dazu beitragen, dass Frauen und Neugeborene keine MNH-Dienste in Anspruch nehmen. Um die MNH in Haiti wirksam zu verbessern, sind Maßnahmen sowohl auf Gemeinde- als auch auf Gesundheitsdienstebene erforderlich, um die Vielzahl von Faktoren anzugehen, die zur geringen Inanspruchnahme der Dienste beitragen.