Andrea Müller-Fabian, Cristian Delcea
Die meisten Forschungsarbeiten nähern sich der Entstehung risikobehafteten Verhaltens bei jugendlichen Straftätern aus einer einzigen Perspektive, psychologisch oder soziologisch. In unserer Forschung haben wir versucht, diesen Unilateralismus zu beseitigen. Zu diesem Zweck haben wir ein integratives Modell getestet, das aus den psychologischen und soziologischen Faktoren der Jugendkriminalität besteht. Die empirische Forschung wurde an einer Stichprobe von 420 zufällig ausgewählten jugendlichen Straftätern und einer Kontrollgruppe von 420 Personen durchgeführt, die durch geschichtete Zufallsstichproben ausgewählt wurden. Die Forschungsmethodik bestand aus der Analyse von Dokumenten (Familiensituation, Alter usw.) und der Anwendung psychologischer Tests (Internal-External Control Scale for Children von Nowicki & Strickland, Testing Your Reaction von McGuire & Priestley, Personality Questionnaire von Zuckerman-Kuhlman und Inmate Dilemma Test von AW Tucker). Die Daten bestätigten, dass junge Straftäter impulsiver sind und eine stärkere Tendenz zur Sensationssuche haben, ihre Entscheidungsfähigkeit in Risikosituationen unterscheidet sich jedoch nicht signifikant von der Kontrollgruppe. Betrachtet man die Daten aus den psychologischen Tests und den Deskriptoren zur sozialen Situation jugendlicher Straftäter, so scheint es, dass Persönlichkeitsfaktoren mit sozialen Faktoren (familiäre Defizite, niedrige Schulbildung, Drogenmissbrauch, Umfeld, Freunde) als wichtigen Determinanten der Straffälligkeit zusammenhängen.